Die Hausgeburt – Gründe, Voraussetzungen und Kosten

Die Geburt eines Kindes ist etwas Besonderes und hinterlässt im Leben vieler Menschen einen bleibenden Eindruck. Zumeist ist dieses einschneidende Erlebnis durchwegs positiv und willkommen; auch die folgenden Tage und Wochen, die der Erholung und dem gegenseitigen Kennenlernen dienen, werden in Nachbetrachtungen überwiegend positiv wahrgenommen und als anstrengend, aber schön geschildert. Mit entscheidend ist dafür natürlich ein reibungsloser Geburtsverlauf – auch zu Hause in den eigenen vier Wänden.

Wahlmöglichkeit bezüglich des Geburtsortes

Wir haben das Glück in einem Land zu leben, welches sehr viel Wert auf funktionierende Familien und somit auch auf die umfangreiche Betreuung von zukünftigen Müttern legt; von der Schwangerschaft, über die Geburt bis hin zur Nachbetreuung wird ein Großteil aller Ausgaben von der Krankenkasse übernommen und somit eine bestmögliche, medizinische Betreuung gewährleistet.

Dabei können sich die angehenden Eltern nicht nur für Krankenhäuser als Geburtsort entscheiden, in Österreich bieten sich hierfür auch Geburtshäuser oder die eigenen vier Wände an. Im Falle einer Hausgeburt unterstützt natürlich eine Hebamme die Eltern Vorort  und leitet im Falle von Komplikationen alle notwendigen Schritte ein, um Mutter und Baby vor Schaden zu schützen. Die Geburt kann so auch auf Wunsch als Hausgeburt geplant werden, in einer vertrauten Umgebung und Stimmung.

Wie wird die Hausgeburt in Österreich wahrgenommen?

Hausgeburten sind in Österreich eher selten und nicht üblich, die Quote liegt in etwa bei 1,5 % aller Geburten jährlich; in etwa 1.000 Kinder kommen pro Jahr mittels Hausgeburt zur Welt. Dabei gibt es einige Kulturen, aber auch Länder, in denen deutlich mehr Frauen zu einer Geburt zu Hause tendieren. Dem Baby schadet dies in der Regel nicht, auch in Österreich würde es an fachlich qualifizierten Hebammen wohl nicht scheitern. Dennoch, mit knapp 30 % Hausgeburten haben etwa die Niederlande einen enormen Vorsprung gegenüber den Werten der österreichischen Heimgeburten.

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Natürlich muss so etwas über Jahre hinweg innerhalb einer Gesellschaft wachsen und eine gewisse Akzeptanz erlangen. Im Umkehrschluss kann aber auch festgehalten werden, dass österreichische Frauen ein großes Vertrauen in die medizinische Versorgung haben, sowie in das Fachpersonal in den Krankenhäusern Vorort. Generell scheint auch die entsprechende Infrastruktur an Geburtskrankenhäusern in Österreich flächendeckend sehr gut zu sein.

Unter Umständen fehlt es aber auch an der notwendigen Aufklärungsarbeit oder es besteht generell der Verdacht, dass eine Geburt zu Hause ein größeres Risiko darstellen könnte – dem ist allerdings nicht so, wie etwa auch Untersuchungen im ähnlich tickenden Deutschland unterstreichen. Die  Betreuung durch eine Hebamme im Vorfeld, sowie deren Risikoabwägung sorgen dafür, dass auch zu Hause kein höheres Geburtsrisiko besteht. Der häufigste Grund für eine Verlegung von Zuhause in ein Geburtskrankenhaus ist eine stockende Geburt.

Gründe für eine Hausgeburt

Natürlich gibt es einige Gründe und Vorteile, die für eine Geburt zu Hause sprechen das Wohl von Mutter und Kind stehen immer im Mittelpunkt. Grundsätzlich tendieren Frauen bzw. Eltern dann zu einer Hausgeburt, wenn sie eine vertraute Umgebung für die Geburt ihres Babys wünschen. Die Geburt an sich kann, gleich wie im Krankenhaus oder Geburtshaus in einem Bett oder in der Badewanne erfolgen. Die vertraute Umgebung wirkt auf beide Elternteile häufig beruhigend und erspart sowohl diesen, als auch in weiterer Folge dem Kind einiges an Stress.

Mit dabei ist natürlich auch die Hebamme des Vertrauens, die bereits im Vorfeld ausgewählt und kontaktiert wurde. Diese betreut die Schwangere bereits im Vorfeld und lernt somit auch die Wohnung und die Geburtsumgebung besser kennen – meist entsteht über diesen Weg eine engere Verbindung bzw. eine größere Vertrauensbasis als üblich, die für den Geburtsverlauf ebenfalls positiv ist. Natürlich werden Mutter und Kind auch nach der Hausgeburt von der Hebamme versorgt und betreut.

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Die Schwangerschaft – eine intensive Zeit.

Ganz allgemein sprechen die folgenden Punkte für eine Hausgeburt:

  • Vertraute, sichere Umgebung
  • Stärkeres Vertrauensverhältnis zwischen Hebammen und werdenden Müttern
  • Die Hebamme muss sich nur um eine Geburt kümmern
  • Keine Ablenkungen

Voraussetzungen für eine Entbindung zu Hause

Grundsätzlich können alle Paare im Laufe der Schwangerschaft den Wunsch nach einer Hausgeburt äußern. Diesem Wunsch wird aber nur dann entsprochen, wenn die schwangere Person sowie die Schwangerschaft dafür geeignet sind. Um ein Kind zu Hause gebären zu können, muss eine Reihe an Voraussetzungen erfüllt sein – zu diesen zählen:

  • Keine Komplikationen bei vorangegangenen Schwangerschaften und Geburten
  • Keine Mehrlingsschwangerschaften
  • Keine Quer- oder Steißlage des Kindes – Lageanomalie
  • Muttermund teilweise oder vollkommen durch die Plazenta verschlossen – (Placenta Praevia)
  • Schwangerschaftsdiabetes
  • Blutungen
  • Hoher Blutdruck
  • Alle MuKi-Pass Untersuchungen sind zu absolvieren

All diese Punkte beachtet die Hebamme bei der finalen Entscheidung, diese führen natürlich auch im Vorfeld Gespräche mit den Betroffenen, um die Beweggründe für deren Entscheidung besser verstehen zu können. Aufgrund dieser sehr sorgfältigen und bedachten Auswahl gibt es bei Geburten zu Hause auch kaum ein erhöhtes Risiko bzw. kaum Ernstfälle.

Wichtig: Auf jeden Fall muss auch im nächstgelegenen Krankenhaus eine anstehende Geburt angemeldet werden. Dort geben Sie bekannt, dass sie eine Hausentbindung planen. Sollte eine stationäre oder ambulante Betreuung notwendig werden, ist das Krankenhaus bereits informiert und vorbereitet.

Ablauf und Kosten von Hausgeburten

Ähnlich wie im Ärztewesen wird auch bei Hebammen zwischen Wahlhebammen und Vertragshebammen unterschieden. Die Kosten der Vertragshebamme werden direkt von der Krankenkasse beglichen, die Ausgaben für die Wahlhebamme sind zunächst aus eigener Tasche zu finanzieren – ein Großteil wird von den Krankenkassen zurückerstattet.

Der Ablauf ist grob in drei Blöcke zu unterteilen: Schwangerschaft, Entbindung, Nachbetreuung. Dabei haben werdende Mütter auf verschiedenste Dienstleistungen ein Anrecht, wie etwa:

  •  Bis zu 7 Hausbesuche während der Schwangerschaft (klar geregelt nach Schwangerschaftswoche)
  • Individuelle Betreuung während des Geburtsvorganges
  • Erstuntersuchung des Neugeborenen für den MuKi-Pass
  • Versorgung bei Dammriss oder Dammschnitt
  • Betreuung bis mindestens drei Stunden nach der Geburt – Beobachtung des Babys sowie Kontrolle bezüglich der Nachblutung
  • Etwa 4 – 6 Wochen lange Kontrolle des Wochenflusses
  • Wochenbettbetreuung
  • Hilfe und Unterstützung beim Stillen
  • Rückbildungsgymnastik
  • Kontrolle der Gebärmutterrückbildung

Achtung: Hebammen dürfen keine starken Schmerzmittel verabreichen, die Periduralanästhesie (PDA) kann somit nicht durchgeführt werden.

Fazit

Grundsätzlich spricht in Österreich nichts gegen eine Hausgeburt, sofern die Hebamme dieser zustimmt. Es besteht kein erhöhtes Risiko, allerdings muss Betroffenen bewusst sein, dass im Notfall eine Überstellung ins Krankenhaus unumgänglich ist. Starke Schmerzen können nur mit alternativen oder leichten Schmerzmitteln gelindert werden. Ein gewisses Restrisiko ist natürlich auch zu Hause immer gegeben.

Quellen:
http://www.hebammenzentrum.at/index.php/hebammen/hausgeburt

http://www.hausgeburt.at/

https://papa.online/schwangerschaft/hausgeburt/

https://www.gesundheit.gv.at/Portal.Node/ghp/public/content/Hausgeburt_HK.html

http://www.netdoktor.at/familie/geburt/hausgeburt-5663